Medien-Essenz 03.05.2016 (Archiv)
Manipulierte Radiotests?
Die kommerziellen ORF-Sender wurden offensichtlich in den Reichweitezahlen bevorzugt, die Privaten geschnitten. Doch wen juckt das?Der 'Radiotest' der Radiosender und -vermarkter in Österreich ist eine Währung für die Werbebranche. Demnach soll es auch zu Schäden in Millionenhöhe gekommen sein, weil Geld in den ORF statt zu den Privaten investiert wurde, heißt es.
Ganz so heiß wie es gehandelt wird, wird es aber nicht gegessen: Die Millionenbeträge sind wiederum aus der Welt der Statistik und entsprechend hoch getrieben, um den Werbeverkauf zu stimulieren. Es werden hier Bruttowerte, deren Schere zum echten Nettoumsatz immer mehr aufgeht, gezeigt. Die Realität ist eine ganze Dimension kleiner, und davon stehen nur ein paar Prozente zur Disposition.
Dass die Werte, die offenbar 'manipuliert' wurden, ohnehin nur Befragungsdaten sind, deren Aussagekraft zur tatsächlichen Nutzung wohl weniger Bezug als zur Bekanntheit der hinterfragten Objekte hat, läßt die Bandbreite zusätzlicher Optimierungen auch eher mikrig erscheinen. Und jene, die gerade schreien (Kunden und Agenturen, die Preisnachlässe haben wollen), sind selbst schuld, wenn sie lieber an einfache Charts glauben, statt ihre Arbeit mit eigenem Intellekt und Risiko zu betreiben.
Dort liegt auch das Hauptproblem im Werbemarkt: Agenturen buchen lieber bei wenigen Medien in großen Tranchen (bei denen Rabatte und Bonis größer werden) und verdienen dann auch durch weniger Aufwand nocheinmal an dieser engen Selektion. Und die Auftraggeber in der Werbung, die lieber kein eigenes Risiko eingehen, folgen den Daten vom Markt statt den eigenen wohlüberlegten Vorgaben. Klar, dass ein System ohne Selbstreinigung und Eigenverantwortung - dafür aber mit handfesten Eigeninteressen der Beteiligten - in Schieflage gerät. Jene, die diese nun anprangern, sollten sich aber besser an der eigenen Nase nehmen.
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