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Meinung  20.02.2011 (Archiv)

Lauter arme Menschen?

Armutsgefährdete Menschen werden in Österreich gerne beim Zücken der verteilenden Gießkanne der öffentlichen Hand genannt. Bei neuen Steuern und Abgaben ist diese Umverteilung dann das Argument.

Dazu muss aber erst geklärt werden, welche Armut man damit meint. Dieses Argument sollte nämlich hinterfragt werden, genauso, wie wenn Politiker so gerne von dem Mittelstand oder den Leistungsträgern reden. Also tun wir das!

Armut gibt es in der absoluten Form. Wenn in Afrika Menschen mit weniger als 2 Dollar am Tag auskommen müssen, fällt das unter Armut. Die Menschheit ist hier definitiv gefragt, die Armut zu beenden. Die ist aber 'weit weg', wird mit der Armuts-Argumentation auch nicht gemeint.

Wir verstehen bei uns üblicherweise unter Armut, dass Menschen sich nicht mehr das Notwendigste zum Leben leisten können. Uns fallen dabei sofort Bilder von Bettlern und Obdachlosen ein. Wenn jedoch von Armut und Armutsgefährdung gesprochen wird, meint man nur die relative Armut. Und die misst sich am Durchschnitt der Bevölkerung.



Arm ist, wer weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens in seinem Umfeld verdient. In Österreich sind das lt. Statistik Austria rund 12%, die Grenze liegt bei rund 900 Euro. Vor Pensionen und Sozialleistungen sind es sogar 43%, inkl. Pensionszahlungen bleiben noch 24% (alles: 2009) über. Durch die Transfers bleiben dann noch 12% über, die armutsgefährdet sind.

Und nun das Paradoxon: Wir sind in der dummen Lage, dass der Wohlstand lange Zeit zugenommen hat und hoffentlich auch zunehmen wird. Wenn unsere 'Armen' dabei es sich absolut verbessern, werden sie relativ trotzdem ärmer. Je mehr die Leistungsträger (die wenigen, die den großen Teil der Steuerlast tragen) dem Wohlstand beisteuern, desto ärmer wird das Land in den Statistiken. Und desto größer scheint der Bedarf an neuer Umverteilung.

Ideal wäre den Statistiken nach also eine Gesellschaft, in der möglichst alle Menschen gleich arm sind. Früher war man hinter dem eisernen Vorhang nahe am Optimum - kein Wohlstand, aber der Rechnung nach auch keine Armutsgefährdung. Selbst die paar 'Gleicheren unter Gleichen' haben die Masse nicht unter die 50% des Durchschnitts gedrückt. Wollen wir etwa da hin? Oder sollten wir Steuer- und Anreizsystem besser wieder an den Leistungsbringern orientieren als an den Leistungsempfängern des Staates...?

Ihre Meinung dazu? Schreiben Sie hier!

#Leistungsträger #Armut #Gesellschaft #Steuern



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