Politik 25.05.2011 (Archiv)
Kleiner Mann in leistungsbereiter Mittelschicht
Wenn sich die Politik ihre vertretenen Wähler sucht, dann nicht selten in Gruppen, zu denen sich alle Menschen gerne zählen. Und solche, die man nicht festmachen kann, denn das hieße, sich wirklich zu positionieren.Politiker sind abgehoben? Nein, in praktisch jeder Diskussion versetzt sich ein Vertreter in die Rolle des 'kleinen Manns von der Straße'. Wohl wissend, dass wir uns alle machtlos wie dieser fühlen angesichts der maßlosen Oberen... - in Zahlen fassen läßt sich das jedoch kaum. Der 'kleine Mann' wird dann genderkorrekt sogar als kleine Frau ausgelegt und dürfte knapp 100% der Wähler ansprechen.
Dabei ist das sogar selten, denn viel lieber sehen wir uns anders. Und was wir wünschen, spielt es dann auch von unseren Volksvertretern. Steuern und Gesetze werden dann gerne an die 'leistungsbereiten' angepasst. Die 'Leistungsträger' - ja das sind wir! Wobei auch das nicht so sicher ist, wenn man von rund einem Viertel bis Drittel der Bevölkerung ausgeht, das die anderen drei Viertel bis zwei Drittel (genauer geht es in der Kürze nicht - Stichwort Steuer-Nettozahler, Beamten etc.) subventioniert. Um die paar geht es wirklich, wenn der Staat noch Steuern bekommen will - der Begriff klingt aber so gut, dass er ankommt (und deshalb ausgesendet wird).
Vielleicht auch in dem Wissen, dass die Mehrheit von den Steuern einer Minderheit lebt, greifen manche geschickte Politiker auch gerne zur 'Mittelschicht' bzw. dem 'Mittelstand'. Ein ganz genialer Schachtzug, denn im Durchschnitt kann man anonym bleiben, die Obrigen anpatzen und auf die Unteren spucken. Der Mittelstand ist auch in der Breite variabel genug, dass man damit - genau: fast 100%! - wieder ordentlich ins Wahlvolk trifft. Werden Steuern erhöht, trifft das zwar vorwiegend diesen Mittelstand, bei Senkungen braucht man diesen aber nicht angreifen - ist ja ohnehin die goldene Mitte. Dumm nur, dass je nach Berechnung die Mittelwerte sehr verschoben sind. Und die Wahrnehmung ohnehin eine andere ist - jeder sieht sich egoistisch als eindeutige Mitte...
Der Leistungsträger aus dem Mittelstand ist also auch kleiner Mann von der Straße. Die Begriffe sind ohne eine ordentliche Abgrenzung alles oder nichts gleichzeitig. Und jene, die damit spielen, sagen gar nichts aus. Politik eben, wie sie heute gelebt wird - in der Rhetorik und Belanglosigkeit.
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